Hoaxilla #83 – ‚Zahlensender‘

Sie senden nur zu bestimmten Zeiten und auf bestimmten Frequenzen der Kurzwelle. Mysteriöse Stimmen. Frauen, Männer und scheinbar sogar Kinder verlesen mechanisch Zahlenkolonnen.

Wer sendet? Wer empfängt? Niemand weiß es genau!

Und welche geheimnisvollen Nachrichten verbergen sich hinter den Übertragungen der Zahlensender?

Hoaxilla betrachtet für euch dieses mysteriöse weltweite Phänomen.

Story der Woche:
Die Ratte am Strohhalm: Allerneueste sagenhafte Geschichten von heute

Thema der Woche:

Zahlensender in der dt. wikipedia

Zahlensender in der engl. wikipedia

Das Conet Project mit vielen Audiobeispielen auf archive.org

Ein gutes Audiofeature des Deutschlandfunks zum Thema Zahlensender

Direkter Link zum DLF-Feature (wma-Datei)

Die ENIGMA 2000 Gruppe, die eine Klassifikation der Zahlensender vorgenommen hat

Die erwähnte Folge von Brian Dunning’s Skeptoid zum Thema

Und hier nochmal weitere Infos zur Welt-Skeptiker Konferenz 2012 in Berlin

Play

26 Antworten auf „Hoaxilla #83 – ‚Zahlensender‘“

  1. Zum One Time Pad habe ich noch eine Anmerkung: Das ist nicht nur schwierig, sondern nachweisbar unmöglich zu knacken, unabhängig von der Länge der Nachricht. Das Problem ist nur, den Schlüssel, der mindestens so lang wie die Nachricht sein muss, sicher zu übertragen.
    Ich könnte mir vorstellen, dass es jeweils einen Tagesschlüssel gibt, der einfach kurz sein muss, damit das Schlüsselbuch, das vielleicht Jahre abdecken muss, versteckbar bleibt. Außerdem ist das Mitschreiben und manuelle Entschlüsseln von vielen Zahlen natürlich mühsam. Den Aufwand will man vermutlich so gering wie möglich halten.

  2. Sehr interessante Folge! Vielen Dank! Mich würde interessieren warum Zahlensender im Zeitalter des Internets überhaupt noch senden. Klar, das Internet wird teilweise überwacht, aber man könnte doch auch hier einen geheimen Code verwenden. Das wäre immerhin komfortabler als über Kurzwelle, zumal man heutzutage schon mit einem Handy an jedem Ort und zu jeder Zeit ins Internet kann.

    1. Das Internet hat einen gravierenden Nachteil: Man muss Zugriff darauf haben. Und gerade in autoritären Staaten kommt es schon mal vor, dass das Internet abgeschaltet wird. Und was ist, wenn du als Agent genau dann auf Anweisung wartest? Dazu kommt, dass das Internet recht einfach zu überwachen ist. Man müsste den Agenten also mit einer Vielzahl von Schlüsseln ins Zielgebiet schicken, was die Gefahr birgt, dass man ihm die abnimmt oder kopiert. Deshalb ist es technisch sicherer, das über Kurzwelle zu machen.

    2. Mein Hauptfeldwebel regte sich immer auf:

      „Was wollt ihr mit euren Computern, wenn die anderen das Kraftwerk zerbombt haben und ihr im tiefen Wald untergezogen seit?“

  3. Man kann sogar verschlüsselte Botschaften in einer Bilddatei versenden, so kann z.B. ein harmloses Urlaubsfoto eine geheime Nachricht übermitteln.
    Eventuell sind es ja ältere Herrschaften, die z.B. für Kuba noch immer die Zahlensender betreiben und denen einfach das Know-How fehlt das Internet zu nutzen. Man weiß ja nicht was in solchen Staaten für verkrustete Hierarchien herrschen.

    1. Die Kubaner waren bisher die Einzigen, die es geschafft haben, dass eine solche Nachricht entschlüsselt wurde. Denn die CIA hat den Schlüssel in die Finger bekommen. Das betraf den Atencion! Sender.

  4. Freue mich immer, wenn jemand das Thema mal wieder aufgreift.

    Bin nicht sicher, ob in den grade noch laufenden letzten 5 Minuten der Hinweis auf das Conet-Projekt kommt, aus dem sicherlich die eingespielten Samples stammen, ansonsten hier ein Link: http://archive.org/details/ird059

    An die, die hier Steganographie und andere „Internetmethoden“ als Alternative vorschlugen: Ein Kurzwellenradio ist als technische Anforderung einige Dimensionen anspruchsloser und unauffälliger als irgendwelche Internetgeräte.

    Der „Zugriff“ auf einen derartigen Sender lässt sich nicht als solcher feststellen oder protokollieren oder gar geographisch zuordnen. Auch hinterlässt er keine Spuren auf dem Radio, im Gegensatz zu Steganographie/Cryptographiesoftware auf Laptops oder verschlüsselten Partitionen, auf denen diese liegt. Sowas sieht einfach komisch aus, falls mal jemand anderes draufschaut.

    Spionage ist ein ganzheitliches Gebiet und dreht sich nicht allein um die singuläre Sicherheit einer verschlüsselten Nachricht. Number stations bieten einen Grad der Anonymität und Konspirativität, die im Internet nicht mit allen TORs und Proxies zusammen erreicht werden kann.
    Dass sie also immer noch betrieben werden, ist mehr eine bewusste Entscheidung als durch mangelnden technischen Sachverstand bewirkt.

    Was natürlich nicht heisst, dass das Internet nicht auch dafür genutzt wird.
    Trotzdem würde ich den Rückgang der number stations eher auf zusammenbrechende Ostblöcke und erschlaffende kalte Kriege zurückführen als auf das Aufkommen neuer Technologien.

      1. Dann müsste es ja eigentlich heißen »… noch aus Münster«. »… aus Noch-Münster« klingt so, als ob Münster bald aufhörte zu existieren. 🙂

  5. Interessantes Feature, lässt sich gut hören.

    Wer sich mehr für Zahlensender interessiert und diese auch gerne mal jagen möchte: http://www.utdx.de.

    Wir haben da einen Wochenplan, mit dem uns relativ genaue Vorhersagen gelingen, wann auf welcher Frequenz welcher Zahlensender sendet.

    Beste Grüße

    tiNG (Webmaster)

  6. Die Realität der Zahlensender kann ich bestätigen. Mein Onkel arbeitete in den 70ern beim MAD und wir wohnten in Feldafing. Als ich mit einem Fraund meinen Plattenspieler so umbaute, dass ich den Motor abschalten konnte, aber trotzdem den Tonabnehmer benutzen konnte, fing dieser plötzlich an Radio zu empfangen und zwar immer nur ellenlange vorgelesene Zahlenkollonen. Als mein Onkel zu Besuch war schilderte ich ihm das Problem und er hörte es sich an. Er erzählte mir, dass er dies aus seiner Arbeit kenne und es sich um Codenachrichten an den DDR-Geheimdienst handelte. Just in dieser Zeit erhängte sich ein Nachbar von uns in seinem Haus, da er wohl als Spion enttarnt werden sollte. Kein Witz, kein Hoax. Ich hatte das lange vergessen, aber als ich euren wie immer klasse gemachten Podcast hörte erinnerte ich mich dran und dachte diese Erinnerung mit euch zu teilen. Mein Onkel lebt im übrigen auch nicht mehr , ihm wurden seine Bremsschläuche am Auto manipuliert und er verunglückte mit höchstem Tempo auf der Autobahn… Schlimme Zeiten waren das wohl.

  7. Nachtrag:
    In Feldafing war die Fernmeldeschule der Bundeswehr und ein paar Kilometer war die ELOK (Elektronische Kampfführung) in Maising….

  8. Jürgen Bromant :
    Sehr interessante Folge! Vielen Dank! Mich würde interessieren warum Zahlensender im Zeitalter des Internets überhaupt noch senden. Klar, das Internet wird teilweise überwacht, aber man könnte doch auch hier einen geheimen Code verwenden. Das wäre immerhin komfortabler als über Kurzwelle, zumal man heutzutage schon mit einem Handy an jedem Ort und zu jeder Zeit ins Internet kann.

    2014, und nach Snowden wissen wir, dass das ganze Web dauernd überwacht wird und gespeichert. ….. :^0

  9. Wenn diese Zahlenreihen (teilweise) zum führen von Spionen*innen verwendet wurden/werden, halte ich Verschlüsselungen für eher unwahrscheinlich. Denn dafür müsste die Spione*innen über die Unterlagen zum Entschlüsseln verfügen, was sie im Verdachtsfall leicht kompromittieren könnte.

    Eine einfache Codierung scheint mir wahrscheinlicher, in der bestimmte Zahlenkombinationen bestimmten Befehlen zugeordnet sind. Allein bei zweistelligen Codierungen könnte man so 100 Befehle übermittel und die könnte ein Spion durchaus auswendig lernen. (Bestimmte Befehle könnten dabei sogar Leernummern ankündigen, z.B. 23 „es folgen 5 Leernummern“, oder 53 „es folgen 2 Leernummern.)

    Des weiteren könnte man mit einer bestimmten Nummer, die besagt, dass eine bestimmte Übertragung für einen bestimmten Spion bestimmt ist, die Abhörer auch verwirren. Wenn z.B. die ersten vier Zahlen die Spionnummer sind, man aber gar nicht so viele Spione über dieses System führt, könnten nur Leernummern verwendet werden, um Unsinn zu senden, der das verwendete System verschleiern soll.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert